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Übersicht WR
Westfälische
Rundschau
vom 1.5.99
Der Künstler genoß die Nacht im Holzhausener
Fiesterhannes - Hotelier erlebte den Gast als einen
sensiblen Beobachter
Paul
McCartney spazierte nachts durch das Alte Dorf
Burbach-Holzhausen. (uhk) Die Woche fing für
Hans-Jürgen Wolf mit 24stündiger Verspätung an. Am
Montag blieb der Fiesterhannes geschlossen. Der Chef,
seine Frau Iris und die sieben Mitarbeiter brauchten nach
den letzten Tagen einfach eine Auszeit, erklärte der
Hotelier gestern im Gespräch mit der WR.
Sieben Zimmer hat die Herberge im Alten Dorf von
Holzhausen, aber von Donnerstag bis Samstag bestimmte ein
Gast den Rhythmus im Hotel und dem direkt angrenzenden
Restaurant, wenn er letztendlich auch nur eine Nacht im
Kirchplatz-Studio verbrachte. Es war kein geringerer als
Paul McCartney.
Seit Januar lief die Organisation auf die drei Tage der
Austellungseröffnung im Fiesterhannes hinaus. Bis
zuletzt schloß Hans-Jürgen Wolf nicht aus, daß
vielleicht der eine oder andere aus dem Troß des
Künstlers bei ihm absteigen würde, Sir Paul jedoch ein
Hotel in Köln bevorzugen würde.
Unser Haus entsprach aber genau der Philosophie
McCartneys - ein kleines Hotel mit einem guten
Restaurant. Dreißig mit Shaker-Möbeln ausgestattete
Quadratmeter standen dem Ex-Beatle zur Verfügung; fast
genauso groß das mit Starck-Accessoires ausstaffierte
Bad mit integrierter Sauna. Vor allem habe McCartney die
ungezwungene Atmosphäre genossen.
Der Himmel über dem Hickengrund
In den wenigen Stunden, die er in seinem Hotel
verbrachte, erlebte Hans-Jürgen Wolf den Künstler als
einen sensiblen Beobachter von Fauna und Flora. Im Garten
interessierte er sich für seltene Blumen und die
Kräuter, mit denen Küchenchef Dirk Hollinde auch das
viergängige vegetarische Menue - Kartoffelmousse auf
bunten Erbsen, Salat von grünem und weißem Spargel, mit
Artischocken gefüllte Maultaschen und lauwarmen
Mohnkuchen auf Rhabarber - am Donnerstagabend für die
geladenen Gäste verfeinerte. Der nach drei fast
schlaflosen Nächten geschafften Chefin gab er den Rat:
Iris, du bist müde, geh doch ins Bett.
Paul McCartney selbst hat offensichtlich gut unter dem
spitzen Giebel des Kirchplatz-Studios geschlafen. Obwohl
es am ersten Abend sehr spät geworden war, stand er
bereits am frühen Freitagmorgen schon mit der Bitte um
eine Tasse Tee an. Er werde seinen berühmten Gast als
einen Mann ohne Starallüren in Erinnerung behalten,
verriet Hans-Jürgen Wolf.
Zudem habe sich Paul McCartney nicht nur in seinem Hotel,
sondern in Holzhausen sicher und wohl gefühlt. Nachts
sei er alleine durch das Dorf gegangen und habe sich zur
Entspannung nach einem anstrengenden Tag den
Sternenhimmel über dem Hickengrund angesehen.
Die Zeit mit ihm ist wie im Fluge vergangen. Bereits am
Freitag zeichnete sich ab, daß er das für eine weitere
Nacht gebuchte Zimmer nicht mehr benutzen würde. Noch im
Aufbruch habe sich seine Frau ein Herz gefaßt und den
Künstler um ein gemeinsames Bild für das Gästebuch
gebeten. Statt lange zu überlegen, fragte Paul McCartney
nur: Wo ist deine Camera? Iris und Hans-Jürgen Wolf
bekamen, worauf Dutzende von Fotografen zwei Tage lang
vergebens gewartet hatten.
Gestern war wieder ein normaler Arbeitstag für die
Mannschaft des Fiesterhannes. Und doch war alles ein
wenig anders. Warum, wurde beim Mittagessen klar. Bringen
Sie mir doch bitte so etwas Vegatarisches wie bei
McCartney, bat ein Gast des Hauses die Wirtsleute. Und er
blieb für diesen Tag nicht der letzte.
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